Aktuelle Erhebungen gehen davon aus, dass mindestens 15% der Kinder im Laufe ihrer Entwicklung psychische Auffälligkeiten aufweisen, also nicht nur vorübergehend problematische Verhaltensweisen zeigen, sondern eine Symptomatik mit Krankheitswert entwickeln. Diese Kinder und Jugendlichen zeigen durch ihr Verhalten auf, dass ihre gesunde Entwicklung durch innere und/oder äußere Faktoren beeinträchtigt oder sogar bedroht ist. So individuell, wie die Veranlagungen sind, mit denen Kinder geboren werden, so unterschiedlich sind die Bedingungen unter denen sie aufwachsen. Diese Verschiedenartigkeiten drücken sich in ihrem Wesen und unter pathologischen Bedingungen in den durch ihr Verhalten demonstrierten Hilferufen aus. Suizid gehört mittlerweile zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen in Europa.
Die Schwerpunkte in der therapeutischen Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern liegen auf der Entwicklungsförderung und der Stabilisierung gesunder, erwünschter Verhaltensweisen. Angestrebt wird ein verstärktes Selbstbewusstseins, sowie Verbesserungen auf der sozialen und der emotionalen Ebene.
Prinzipiell unterscheidet sich die Verhaltenstherapie mit Kindern nicht wesentlich in Grundannahme und Methodik von der Verhaltenstherapie mit Erwachsenen, besondere Beachtung findet jedoch die Entwicklungsperspektive. Die therapeutische Arbeit dient grundsätzlich der Veränderung von Symptomen, Verhalten und Kognitionen. Der Patient wird als Individuum mit gesetzmäßigen Aktionen und Reaktionen in Situationen verstanden, welche das jeweilige Verhalten bedingen bzw. verstärken.
Die Methoden der Verhaltenstherapie basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Grundsätzliches Therapieziel ist es, den Patienten im Therapieverlauf zum eigenen Experten auszubilden, praktisch eine Hilfe zur Selbsthilfe. Das Kind/der Jugendliche lernt zunächst erkennen und verstehen, wie sein Problem entstanden ist und welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass es bestehen bleibt. Anschließend werden verschiedene Methoden, Strategien und Techniken zur Problembewältigung erarbeitet. Die Therapieziele werden in Zusammenarbeit von Therapeut und Patient vereinbart, der Erfolg der eingesetzten Maßnahmen regelmäßig überprüft und belohnt. Der Therapieprozess ist im gesamten Verlauf transparent, der Patient wird über das Vorgehen vollständig aufgeklärt, so dass er alles, was ihm vermittelt wird, verstehen und nachvollziehen kann. Die Einwilligung des Kindes/Jugendlichen in die individuellen therapeutischen Arbeit ist hierbei maßgeblich und entscheidend.
Vor Beginn der Therapie wird eine Behandlungsvereinbarung abgeschlossen. Der Patient gibt sein Einverständnis zu der therapeutischen Maßnahme und stimmt seiner aktiven Mitwirkung zu. Die Psychotherapie ist keine passive Behandlungsmethode, sondern macht es unbedingt erforderlich, den Patienten zur Mitarbeit zu motivieren. Basis für eine erfolgreiche Therapie bildet eine sichere therapeutische Bindungsbeziehung. Sie basiert auf Vertrauen und Verständnis, verliert aber nicht die Fähigkeit zur objektiven Sichtweise.
Ich behandele Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 3 und 21 Jahren. Die Therapie beginnt mit einem Erstgespräch, bei dem ein gegenseitiges Kennenlernen, eine Einschätzung der aktuellen Symptome und die Aufklärung über therapeutische Möglichkeiten und optionale Interventionen erfolgt.
Zum Erstkontakt, sowie zu jedem neuen Quartalsanfang ist von gesetzlich Versicherten die Gesundheitskarte mitzubringen. Die Kosten für die Therapie werden im Normalfall von der Krankenkasse übernommen.
Weitere 5 Stunden sind für diagnostische Verfahren (z.B. IQ-Test, Fragebögen), Befunderhebungen, sowie die lebensgeschichtliche Entwicklung (Anamnese) angedacht. Wenn die Voraussetzungen für alle Beteiligten stimmen, wird anschließend ein Antrag an die Krankenkassen gestellt. Die Verhaltenstherapie wird je nach Problemstellung als Kurzzeittherapie (bis zu 24 Therapiestunden, 6 Termine für die Bezugspersonen) oder als Langzeittherapie (bis zu 80 Therapiestunden plus Bezugspersonenstunden) durchgeführt.
Die Therapiesitzungen finden in der Regel einmal wöchentlich als Einzelsitzungen statt, durchschnittlich werden die Bezugspersonen alle 4-6 Wochen zum Austausch eingeladen. Vor allem bei jüngeren Kindern ist eine engmaschige Begleitung der Bezugspersonen wünschenswert.
Die Sitzungen dauern normalerweise 50 Minuten, je nach Bedarf können auch vereinzelt Doppelstunden stattfinden. Die Therapiefrequenz kann im Verlauf auf 14tägige oder monatliche Kontakte reduziert werden. Damit das Kind die gewonnenen Behandlungsfortschritte im Alltag realisieren und umsetzen kann, ist die Unterstützung und verständnisvolle Begleitung von Eltern oder Bezugspersonen äußerst wichtig. Unter Berücksichtigung der Schweigepflicht werden Sorgeberechtigte über das therapeutische Vorgehen, das individuelle Störungsmodell und die angedachten Behandlungsschritte beim Kind informiert. Nach individueller Einschätzung und dem Einverständnis der Sorgeberechtigten und des Patienten können auch Lehrer oder andere Personen aus dem Umfeld des Kindes/Jugendlichen involviert werden.
Daten, Inhalte und Ergebnisse aller therapeutischen Gespräche und Maßnahmen unterliegen der Schweigepflicht, die gegenüber dem Klienten, den Eltern und evtl. dritten Beteiligten strikt zu wahren ist. Therapieinhalte und subjektive Informationen werden nur in Absprache und mit der ausdrücklichen Genehmigung des Kindes /Jugendlichen an Eltern oder andere Bezugspersonen weitergegeben. Eine Ausnahme besteht lediglich bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung.